Reisebericht von Ivo Vaessen
Vorwort:
Ich möchte das Vorwort nutzen, um mich kurz bei Martin (m4cron) zu bedanken. Bedanken dafür, dass er mich so lange bequatscht hat, bis ich zugestimmt habe zwei Wochen mit Ihm nach Lembeh/Indonesien zu fahren. Wäre er nicht so hartnäckig gewesen, wäre mir einer meiner bisher schönsten Tauchurlaube entgangen…
Nach 20 Jahren Urlaub am Roten Meer, gelegentlichen Ausflügen ans Mare Nostrum und an die Nordsee wurde es höchste Zeit für mich neue Wege zu beschreiten.
Und jetzt ging es mal so richtig in die Ferne – bis Indonesien.
Hier also eine kleine Zusammenfassung unserer Erlebnisse im NAD-Resort an der Lembeh Strait. Einer Destination die unter UW-Fotografen einen, ja man kann sagen, legendären Ruf genießt…
Das Vorgeplänkel mit dem fetten Stau auf der A3, welcher unseren Abflug in Frankfurt fast verhindert hätte, lasse ich mal aus und wir starten direkt mit dem:
Flug des „A – 380“ von Frankfurt nach Lembeh (Singapore Airlines)
Junge, ist das ein fetter Vogel. Bei Nebel kann man wohl kaum von einer Flügelspitze zur anderen schauen. Bei den anstehenden 13 Stunden Flug bin ich froh, in diesem Schlachtschiff zu reisen. Die Aussicht nicht wie bei den Kurzstreckenflügen üblich, halb gefaltet auf einer dünn gepolsterten Sitzbank zu kauern, lässt mich für einen Moment vergessen, dass sich mein Gesäß doch spätestens nach 3 Stunden nachdrücklich melden wird. Zudem genießt Singapore Airlines nach meinen Recherchen in Wikipedia, als am meisten ausgezeichnete Airline, einen exzellenten Ruf. Und tatsächlich zeigt sich schnell, dass dieser nicht ungerechtfertigt ist.
Alles bestens. Platz, gutes Essen, klasse Entertainment in der Kopfstütze vor einem und mein Hintern meldet sich erst nach 4 Stunden.
Stewardessen=Göttinnen
Mit den von machen Mitmenschen abfällig als Saftschubsen titulierten Himmelskellnerinnen, haben die Göttinnen von Singapore Airlines aber auch rein gar nichts zu tun.
Mit grauen erinnere ich mich an jenen schicksalhaften Flug mit Air Kairo nach Hurghada im Jahre 2010.
Die Schläge in Nacken und Rücken, welche ich anfangs auf riesige Luftlöcher zurückführte, stammten letzten Endes von einem essenverteilenden weiblichen Räumpanzer, der die Woche zuvor wohl noch Vögel von Feldern verscheucht hat.
Selbst Air Kairo sollte klar sein, dass die Gänge ihrer miesen Ferienflieger breiter sein sollten als die Hüften des Personals.
Ich habe angstgezeichnete Passagiere auf den Gangplätzen gesehen, die vor lauter Verzweiflung anfingen die Armlehnen mit Sonnencreme einzuschmieren… Nie wieder. Auch nicht gegen Bezahlung.
Zurück zu den Göttinnen.
Ich denke mal, dass die Airline einfach die Gewinnerinnen der letzten 10 „Miss Indonesia“ – Wahlen von der Bühne weg engagiert hat. Unglaublich schöne Gesichter, ständig freundlich lächelnd und Figuren die man nicht für möglich hält. Ich war dauernd in Versuchung einem dieser Fabelwesen meine Uhr um die Hüfte zu schnallen. Ich glaube ich hätte nicht einmal die Tauchanzugverlängerung am Armband ausklappen müssen. Martin haben wir dann einen Latz umgebunden und ich hätte fast Milch statt Kaffee bestellt…
Flug mit „A – keine Ahnung“ von Singapore nach Manado
Siehe Air Kairo (ohne Räumpanzer).
Flughafen Singapore
Der Airport hat gefühlt die Größe von fünf Verbandsgemeinden im Westerwald. Appelfanboys finden in jedem der drei gigantischen Terminals einen eigenen Store. Das gibt’s nicht mal in den fünf Verbandsgemeinden.
Wir hatten auf dem Rückflug sieben Stunden Aufenthalt und haben diese mit Massage, shopping und Essen gehen ganz gut totgeschlagen. Die Preise waren sowohl bei Subway, als auch bei Burger King günstiger als in der Heimat. Habe mir mit Martin den Ochsen am Spieß geteilt. Ich hatte den Spieß…
Transfer von Manado bis ins NAD
Wir wurden von einem Van am Airport Manado (Größe eines Gemeinschaftsfußballfeldes von 5 Verbandsgemeinden) abgeholt und in einer ca. 2 stündigen Fahrt zum Hafen von Bintung gebracht. Der Linksverkehr ist beinahe so gewöhnungsbedürftig wie die Fahrweise unseres Kutschers. Aber interessant ist sie allemal. Hinten sitzend, den Kopf halb aus dem geöffneten Fenster getreckt kam ich mir wie vor wie im Zoo. Nur das ich diesmal der Affe war.
Große Kulleraugen meiner Besucher egal wohin ich schaute. Aber alle, absolut alle Menschen haben mich freundlich angelächelt. Viele haben gewunken oder herzlich gelacht. Ein junges Mädel rief mir:
“ I love you“ zu. Mein Englisch ist ja nicht das Beste, aber ich schmetterte: „ I love me too“ zurück. Sie wird’s wohl verstanden haben denke ich…
Im Hafen sind wir auf ein Boot des NAD umgestiegen, welches uns in ca. 20 minütiger Fahrt ins Resort brachte. Im Übrigen hat die Gepäckschlepperei spätestens bei der Ankunft in Manado ein Ende. Ab hier wird einem jede Tragearbeit abgenommen.
Ankunft im NAD (Nomad Adventure Divers)
Das NAD ist wunderschön direkt am Wasser gelegen. Die ganze Anlage ist sehr überschaubar und wohl nicht breiter als 100… (Einheiten lasse ich ab jetzt mal weg, weil ich schlecht im Schätzen bin – siehe Verbandsgemeinden).
Ein ca. 20… langer Steg, an dem die 3 Tauchboote Wonderpus, Mimicri und Stargazer liegen, führt direkt zu Speiseterrasse, Kameraraum, Sitzecke, Empfang, Spülbecken – ja irgendwie fast überall hin. Wie gesagt – die Anlage ist beschaulich, da sie maximal 2 Dutzend Gästen Platz bietet.
Die Koffer und das Handgepäck werden von den Angestellten des NAD sogleich zu den Zimmern getragen während Serge, Basenleiter des NAD und auch UWPIX’ler, uns in Empfang nimmt. Bei einem Willkommensdrink gibt es eine kurze Einweisung in den Ablauf im NAD.
Unser Zimmer mit kleiner Terrasse liegt ebenerdig keine 10… vom Wasser entfernt. Das trifft auf alle Standardzimmer zu. Könnte man die Zimmer durch eine nicht vorhandene Hintertür verlassen, stünde man nach 1… mitten im Urwald.
Unser Zimmer ist mit ca. 12…² ausreichend groß und auch im Bad kann man bequem duschen ohne sich anschließend mitgebrachte Zivilisationsgegenstände aus Körperöffnungen ziehen zu müssen. Das gibt’s sonst auch nicht? Doch. Aber das ist eine andere Geschichte…
Das Bett ist breit und lang und bei der Matratze tippe ich mal auf Federkern. Die war besser als meine zuhause. Aber wie das Ding in den Flieger bekommen…?
Ein paar wenige Bungalows sind in den Hang gebaut und haben ebenfalls Meerblick. Besichtigt habe ich jedoch keinen.
Wie bei den Preußen,
ist der Tagesablauf im NAD geregelt. Und das meine ich im positiven Sinne. Abfahrt des Tauchbootes am morgen ist für 7.30 taxiert. Und das Ding legt auch um 7.30 ab! Mittagessen gibt es laut Auskunft um 13.00 – dann steht das Essen auch wirklich auf dem Buffet. Abendessen, zweite Tauchausfahrt, Nachttauchgang – alles hat feste Zeiten, die dafür sorgen, dass es wirklich rund läuft im NAD. Hektisch ist es dabei jedoch nie geworden. Es ist einfach nur gut organisiert. Respekt – Serge!
Ohne Mampf kein Kampf
Essen als super oder hervorragend anzupreisen, funktioniert nicht mal bei mir zuhause wenn ich koche. Immer wieder kommt es vor, dass auf dem Teller der Frucht meiner Lenden, urplötzlich andere Speisen, als die von mir zubereiteten liegen.
Was ich sagen kann: Mir hat’s gut geschmeckt!
Und das hat sicher nicht nur daran gelegen, dass ich zuvor monatelang von weniger als 1000Kcal am Tag gelebt habe. Nach 3 Tagen im NAD habe ich meine Diät weitestgehend über Bord geworfen und gespachtelt wie ein junger Gott. Tauchen verbraucht aber auch jede Menge Energie. Hab ich gehört…
Frühstück
Mein tägliches Frühstück zuhause:
1 Brötchen. Eine Hälfte mit fettarmem Streichkäse, Pfeffer und Zwiebeln. Die andere Hälfte mit Ajvar, Pfeffer und Zwiebeln. Statt Butter als Grundlage nehme ich einen Löffel Olivenöl gemischt mit weißem Balsamico Essig. Das Ganze jeden Tag.
Wer bin ich also, dass ich ein Frühstück als gut oder misslungen beschreiben könnte…?
Im NAD sieht das Frühstück folgendermaßen aus:
Toast, Marmelade in verschiedenen Variationen, Kornflakes, Schokopopps, Butter, Obst und Saft.
Wer möchte kann Eier in jeder Variation bekommen. Gekocht, Rührei, Sunny side up, Omelett und was weis ich wie noch. Auch wenn ich etwas vergessen haben sollte – die Auswahl ist überschaubar. Im Vergleich zum Frühstück in Frankreich, Port Cros, bei Kurt Amslers Fotoworkshop, war es jedoch schon wieder üppig. Alles also eine Frage des Massstabes.
Nudelsuppe mit Knoblauch gab‘s auch gelegentlich dazu…
Mittag- und Abendessen:
Huhn, Fisch, Schwein und Rind kamen abwechselnd auf den Tisch. Vornweg immer auch eine Suppe. Dazu Gemüse, Nudeln, Kartoffeln etcpp. Dazu Obst und Kuchen zum Nachtisch. Mir hat alles geschmeckt.
Kameraraum
Vornweg: Besser geht’s nicht.
Der Kameraraum ist sehr großzügig dimensioniert. In der Mitte steht ein großer Tisch. Auf diesem ein Eimer für benutzte Kamerahandtücher, von denen sich je eines an jedem Arbeitsplatz findet. Jeder Arbeitsplatz ist mit einer Neoprenunterlage, einer 4-fach Steckdose und einer eigenen Arbeitslampe ausgestattet. Hier lässt sich bequem alles erledigen, was irgendwie mit Montage, Demontage oder Laden von Akkus zu tun hat. In einer kleinen Trockenkammer kann man Kameras oder Objektive unterbringen, die so während der Nichtbenutzung gut vor Luftfeuchtigkeit geschützt sind. An der Außenwand des Kameraraumes befinden sich zwei Süßwasserspülbecken für die Gehäuse. Mit einer an einen Kompressor angeschlossenen Luftdruckpistole kann das Gehäuse nach dem Spülen trockengeblasen werden. Wie gesagt: Besser geht’s nicht!
Tauchen
Ohne Guide macht das nicht wirklich Sinn in Lembeh. Die meisten der tollen Critters würde der Laie und wohl auch der Wiederholungstäter gar nicht erst finden, auch wenn er sich noch so anstrengen würde. Und hier tun die Guides das was sie tun sollen. Sie führen durch den Tauchgang und sorgen für tolle, unvergessliche Taucherlebnisse des Besuchers. Das hat nichts mit der teils bekannten Bevormundung durch einen Divemaster (der Name ist schon ein Witz) aus anderen bekannten Tauchdestinationen zu tun, der Horden von Tourettetarierern durch das Riff schleust.
Üblicherweise tauchen im NAD vier Taucher mit einem Guide. Derzeit überlegt man aber, dies auf das Verhältnis ein Guide und zwei Taucher zu reduzieren. Martin und ich waren in dem Zeitraum vor Ort, als dies als Testphase lief und kamen so in den Genuss, Paulus unseren Guide für uns allein zu haben. Ein unschätzbarer Vorteil wie ich finde, da die Wartezeit an den Motiven sehr kurz war.
Ein üblicher Tauchgang sieht folgendermaßen aus:
Rein ins Wasser und nach kurzem OK zusammen mit dem Guide abtauchen und ihm folgen. Während man noch damit beschäftigt ist im Schwimmen die Blitze einzuschalten, die Blitzarme zu positionieren oder sonst was fummelt, hat der Guide meist schon das erste Motiv ausgemacht und gibt durch „Quiekgeräuche“ oder winken mit der Lampe zu erkennen, dass er etwas gefunden hat. Nacheinander macht jeder seine Fotos, während der Guide bereits wieder auf Motivsuche ist.
Dabei kann es durchaus vorkommen, dass man den Sichtkontakt untereinander verliert. Die Sicht dürfte zwischen 10 und 15… liegen. Dem Guide gelingt es aber immer seine Taucher wiederzufinden.
Hat er einen Aspiranten ausgemacht welcher ungünstig in seinem Habitat sitzt, wird dieser auch schon mal ganz vorsichtig mit Hilfe des Lembehsticks in Position gebracht. Bevor es jetzt aber wieder einen riesen Aufschrei gibt: Berührt wird er dabei nicht, nur durch vorhalten des Stäbchens ermutigt vielleicht doch ein paar Zentimeter in Richtung Kamera zu wandern. Nach dem Shooting wird er bei Bedarf auch wieder an seinen angestammten Platz gebracht und ggf. zugedeckt.
Unser Guide Paulus zeigte sowohl beim Suchen, als auch beim Umgang mit den Tieren ein sagenhaftes Geschick, welches er sich bei mehr als 10.000 Tauchgängen in Lembeh angeeignet hat. Ein absoluter Fachmann also und ein super Typ ganz nebenbei. An dieser Stelle noch einmal ein Danke schön an Serge, dass er uns seinen Seniorguide zur Seite gestellt hat!
Alles in allem befindet man sich während des Tauchgangs also in einem lockeren Verband. Wem das weniger behagt, kann sich einfach näher an seinen Guide hängen.
Die Tauchgangsdauer hängt wie so oft von mehreren Faktoren ab. Generell soll aber nicht länger als 75 Minuten getaucht werden und 30 Bar sollten auch noch in der Flasche sein. Gelungen ist uns das nicht immer… 😉
Ich habe an 13 Tagen 41 Tauchgänge gemacht. Dabei waren 2 Nachttauchgänge und ein Mandarindive. Nachttauchgänge die täglich und eben die Mandarintauchgänge, welche zweimal pro Woche angeboten werden sind aufpreispflichtig.
Wir haben alle Tauchgänge mit Nitrox gemacht. Das würde ich jedem anraten, da man sonst bei den vielen Wiederholungstauchgängen wohl oder übel mit langen Dekozeiten zu rechnen hat. Das möchte man sich doch ersparen…
Yodaiving (sprich: Yo-Daiving)
ist eine Technik, die Martin für das Muckdiving in Lembeh entwickelt hat.
Beim Yodaiving wird mit sehr wenig Blei getaucht. Gerade soviel, dass man sich auch mit chronisch leerer Flasche gerade noch auf 5 m Wassertiefe beim Austauchen halten kann.
Die beinahe Unterbleiung sorgt auch bei entleertem Jacket in der Tiefe für eine sehr feinfühlige Tarierung. Hier setzt das Yodaiving an.
Statt wie gewohnt mit dem Inflator zu tarieren, übernimmt diese Aufgabe der Lembehstick. Richtig eingesetzt ermöglicht er es, sich federleicht und wie ein Schaukelfisch wiegend, über sandigem Grund zu bewegen.
Zu dünn darf der Stick jedoch nicht sein, da sonst die Gefahr des Durchbiegens besteht. Und auch zu kurz darf er nicht sein. Denn der Lembehstick hat neben all seinen Vorzügen auch einen kleinen Nachteil. Nach einem ausgedehnten Tauchgang kann es schon einmal vorkommen, dass man 3-4 aufgespießte Scorpionsfische abstreifen muss, die sich allzu sehr auf ihre Tarnung verlassen haben. Um den Giftstacheln mit der Hand nicht zu nahe zu kommen, sollte der Stick eine Länge von 40 cm nicht unterschreiten.
Das Yodaiving in der Praxis. Man beachte die ausgefeilte Technik die Martin entwickelt hat.
Woher sich der Name Yodaiving ableitet erklärt sich ja fast von selbst. Die Ähnlichkeit des Werkzeuges und die wiegende Bewegung bei der Fortbewegung sind schließlich unverkennbar.
Martin! Nun bist Du der Meister – mein junger Paravan.
PS:
In Deine Füßlinge gekackt ich habe
Fotografieren
Gut ausgestattet ist, wer ein 60er, ein 105er + Telekonverter und eine Nahlinse dabei hat.
Allerdings ist schon das 105er Makro deutlich anspruchsvoller als das 60er in der Handhabung. Zum Horror wird es in Verbindung mit einem Telekonverter + Nahlinse… ich habe mich schwer damit getan und bin nach ca. 1 Woche auf das 60er umgestiegen.
Allerdings hat das 105er mit Konverter auch seine Vorzüge. Denn die Dinge können klein sein in Lembeh. Sehr klein…
Vieles aber lässt sich mit dem 60er abdecken. Es wird allerdings nicht einfacher noch Licht vor den Port zu bekommen. Letztlich wird gerade der Makroungeübte seine Zeit brauchen um sich einzuschießen.
Tauchplätze
gibt es reichlich die angefahren werden. So hatten wir dann auch nur sehr wenige male den gleichen Spot auf dem Tagesplan.
Rein technisch waren alle leicht zu betauchen. Viele haben leichte Hanglage, einige auch kleine Wände – von Steilwänden möchte ich nicht sprechen. Strömung war wenn überhaupt, nur in homöopathischen Dosen vorhanden.
Trotzdem würde ich nicht soweit gehen und dieses Revier einem reinen Anfänger ans Herz legen.
Im Vergleich zum Roten Meer oder den Malediven, sind die Tauchplätze erstmal völlig unspektakulär. Korallenvielfalt sucht man an den meisten Plätzen eher vergeblich. Erst recht an den Muckdive-Plätzen, die überwiegend aus Sand und Schlamm bestehend im ersten Moment an einen heimischen Baggersee erinnern. Befänden sich dort nicht diese irren Critters, würde man das Interesse wohl auch schnell verlieren. Es gibt durchaus Plätze mit tollem Bewuchs, die aber nicht mit dem pulsierenden Leben an einem Riff im Roten Meer vergleichbar sind. Aber deshalb fährt man sicher auch nicht nach Lambeh.
Erschreckend ist im ersten Moment auch die Menge an Müll und Abfall, den man während der Tauchgänge überall rumliegen sieht. Selbst während der Bootsfahrt hält einer der Besatzung im Bug nach Treibgut Ausschau, um eine Kollision zu vermeiden. Eine Riffsäuberungsaktion würde hier wohl zur Lebensaufgabe werden. Schnell stellt man aber fest, dass dieser Müll eine nähere Betrachtung lohnt. In leeren Flaschen oder in irgendwelchen Stangen findet man z. B. Gobys oder Fangschreckenkrebse, die eben diesen Müll zu ihrer neuen Behausung erkoren haben. Ein Oktopus hat es sich gar in einem Joghurtbecher bequem gemacht und nimmt diesen sogar mit auf Wanderschaft. Es hilft nichts, mit dem Müll muss man leben und irgendwie gewöhnt man sich im Laufe der Tauchgänge an den Anblick und fängt selbst an darin nach Aliens zu suchen.
Tauchgänge in Lembeh sind meiner Meinung nach etwas für Taucher die schon viel gesehen haben. Für solche Taucher die nach Haien und Delfinen, Mantas und Dugongs den Blick auf die kleinen Besonderheiten richten wollen. In erster Linie sind dies auch Fotografen. Einem reinen Beginner würde ich zu einer anderen Destination raten, es sei denn er sucht genau diese Besonderheiten. Dann wäre er im NAD am rechten Platz.
Tauchboote
gibt es drei im NAD. Bis auf die Motorisierung gleichen sie sich sehr. Serge hat Martin und mich auf der Wonderpus untergebracht – mit 2 x 150PS das „Flaggschiff“ der Flotte.
Dank der üppigen Leistung waren die Tauchplätze alle sehr schnell erreicht. Alle Boote haben eine Toilette an Bord. Platz hatten wir auch mehr als ausreichend und der Ein- und Ausstieg gestaltet sich kinderleicht. Zwischen den Tauchgängen gab es immer Wasser, Kaffee oder Tee sowie Kuchen und Obst. Hier brauche ich gar nicht mehr erzählen – das lief alles wie am Schnürchen und war perfekt.
Tauchbasis
Als Tauchbasis ist das NAD so erst gar nicht zu erkennen. Unmengen an Leihequipment und Spinde für die persönlichen Tauchklamotten sieht man gar nicht. Die eigenen Sachen bleiben einfach an Bord, es sei denn man möchte nachmittags zum Hausrifftauchen. Gesehen habe ich aber niemanden der das getan hätte.
Eigentlich erinnert erstmal nur der zentral gelegene Kameraraum an das Tauchen. Erst wenn man auch mal um die Ecke schaut, findet man auch vereinzelt Tauchequipment und den Kompressorraum mit den Flaschen.
Da das NAD wie gesagt überschaubar ist, empfand ich es als sehr angenehm nicht überall über Tauchgerödel zu stolpern. Schließlich will man sich auch optisch vor Ort wohl fühlen. Das gelingt bei den Gegebenheiten im NAD sehr gut. Sitzecken mit Meerblick laden zum verweilen und quatschen ein. Lesestoff ist ebenfalls reichlich vorhanden. Alles eher gemütlich. Muss es auch sein, da Partys anderswo stattfinden. Im NAD geht es ums Tauchen – besser gesagt um das Fotografieren beim Tauchen. Und das kann man dort auf unvergleichliche Weise praktizieren.
Schlusswort
Muss man als UW-Fotograf nach Lembeh fahren?
Man sollte!
Muss man ins NAD fahren?
Ich wüsste nicht was dagegen spricht und fürchte ein Wiederholungstäter zu werden.
Serge als Basisleiter und alle am Resort- und Tauchbetrieb beteiligten haben dafür gesorgt, dass es ein unvergesslich schöner Tauchurlaub war.
Gruß, Nivo